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Das innere Kind heilen &

Inner Family System (IFS)

 

Inner Family System (IFS) nach Richard Schwartz

Der Begriff "inneres Kind" ist eine Modell für unsere innere Erlebniswelt. Er steht für die im Gehirn und im Körper gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der Kindheit. Das Ziel der Arbeit mit dem inneren Kind ist, seelische Wunden aus der Vergangenheit zu heilen, ungünstige Glaubens- oder Lebensmuster zu erkennen, Probleme selbswirksam zu lösen und insgesamt zu einem liebevollen und fürsorglichen Umgang mit sich selbst zu kommen.

Das IFS-Modell von Richard Schwartz ist ein Weg, mit den innern Kindern in Kontakt zu kommen und sie zu heilen.

​IFS geht davon aus, dass es völlig normal ist, verschiedene Anteile in sich zu haben. Jeder Anteil hat erst einmal eine wichtige und sinnvolle Aufgabe. Durch bestimmte Erfahrungen werden diese Anteile aber oft in extreme Rollen mit ungünstigen Verhaltensmustern gezwungen.

 

Man erkennt die inneren Kindern an extremen Gedanken, Gefühlen oder Impulsen. In bestimmten Situationen wird man plötzlich überflutet von heftigen Gefühlen wie Wut oder Angst, man verliert die  Kontrolle, man kann nicht mehr logisch denken und vernünftig handeln. Mindestens genauso wichtig sind die inneren Kinder, die ständig im Hintergrund aktiv sind und sich wie ein Grundtönung des Lebens anfühlen. Diese inneren Kinder äußern sich zum Beispiel durch Perfektionismus, Gefühlsvermeidung, dauernde Gefühle von Schuld oder Scham, Gefühlen von Wertlosigkeit, People Pleasing, Misstrauen, Bindungsvermeidung usw. 

 

Die IFS-Therapie hilft, die Persönlichkeitsanteile wieder von diesen ungünstigen Verhaltensmustern zu befreien. Dies geschieht durch die wohlwollende Begegnung mit den Teilen und der Stärkung des "Selbst" als der eigentlich heilenden Kraft.

 

IFS verbindet die Menschen wieder mit ihrer natürlichen Lebenskraft und fördert Selbstreflexion, Selbstführung und Selbstheilungskraft.

Welche Arten von Anteilen oder inneren Kinder gibt es?

Was ist das Selbst?

​Wie entstehen innere Kinder?

Für wen eignet sich die IFS-Therapie?

Wie heilt man die inneren Kinder?

Welche Arten von Anteilen oder inneren Kindern gibt es?

 

Es gibt drei Arten von Teilen: Verbannte, Manager und Feuerbekämpfer

Ein verletzter Teil (Verbannter) entsteht in einer einmaligen oder sich wiederholenden verletztenden Situation, z.B. einer Beschämung durch den Satz „nichts kannst du richtig machen“. Gleichzeitig entsteht ein Beschützerteil (Manager), der dafür sorgen soll, dass sich diese Erfahrung nicht wiederholt. Falls dieser Teil versagt, greift ein weiterer Beschützerteil (Feuerbekämpfer) ein, der ohne Rücksicht auf Verluste das gefährliche Gefühl mit einer heftigen Aktion überdeckt oder es löscht. Manager und Feuerbekämpfer sind Beschützerteile mit sehr unterschiedlichen Strategien. Sie mögen sich nicht und können sich im schlimmsten Fall gegenseitig blockieren (Polarisierung).

Verletzte Teile ("Verbannte")

Verletzte Teile werden mit ihren meist schwer aushaltbaren Gefühlen in den „Keller der Seele“ geschlossen. Die Verbannten tragen Überzeugungen (z.B. „ich bin nicht liebenswert“), Gefühle (z.B. Ohnmacht, Todesangst, Erstarrung) oder Körpergefühle (z.B. Schwere oder Schmerzen in einzelnen Körperteilen). Eigentlich wollen die Verbannten nicht im Keller sitzen und drängen an die Oberfläche.

Die Manager

​Die Manager haben die Aufgabe, die Verbannten in Schach zu halten. Sie handeln vorausschauend. Es geht um Funktionieren und um Sicherheit. Die Sorge ist: Wenn die Verbannten nach oben kommen, wird alles von Schmerz und Ohnmacht überwältigt. Manager sind im Alltag fast ständig im Einsatz und wirken z.B. durch Perfektionismus, Rationalisieren, Anpassung oder Wohlverhalten.

Die Feuerbekämpfer

Die Feuerbekämpfer springen ein, wenn es schon brennt. Sie reagieren, wenn das bedrohliche Gefühl in der Gegenwart getriggert ist. Entweder überlagern sie das Gefühl mit einer Ablenkung (Computer spielen, fernsehen, essen, arbeiten, …), einer heftigen Aktivität (Selbstverletzung, Alkohol, Drogen, Promiskuität, Wutanfall, …) oder sie löschen es durch inneren Nebel oder Dissoziation.

 

Was ist das Selbst?

Das Selbst ist eine Art höhere oder spirituelle Bewusstseinsebene, in der man Zugang zu innerer Weisheit, Klarheit und Ruhe hat. Richard Schwartz beschreibt das Selbst mit folgenden Eigenschaften:

  • Umfassende körperliche und geistige Ruhe

  • Verbundenheit mit allem

  • Fähigkeit, Situationen in aller Klarheit wahrzunehmen

  • Neugierde im Sinne eines unschuldigen Interesses

  • Mitgefühl ohne Identifikation

  • Zuversicht, dass – was immer passiert – man damit umgehen kann

  • Mut zu handeln und die Verantwortung zu übernehmen

  • Kreativität und intuitive Weisheit

 

 

Wie entstehen innere Kinder?

Die inneren Kinder entstehen im Verlauf der Entwicklung durch Anpassung an das gegebene Umfeld, also typischerweise Familie, Kindergarten und Schule. Kindheitserfahrungen prägen nachhaltig das Selbstbild und den Blick auf die Welt. Wichtig sind traumatische Erlebnisse und die kleinen alltäglichen Verletzungen innerhalb der Familie wie zum Beispiel dauernde Kritik, ignoriert werden, ständig mit den Geschwistern verglichen werden, spöttische Bemerkungen über das Aussehen usw.

Meist sind es also keine schweren Traumatisierungen oder Missbrauchserfahrungen, die zur Entstehung von extremeren Teilen führen. Kinder passen sich einfach an ihre Eltern an, um von ihnen so viel Beziehung wie möglich zu bekommen. So entstehen eine Reihe von inneren Regeln, die im späteren Leben und in anderen Beziehungen viel Leid verursachen. Obwohl man längst nicht mehr so angewiesen ist wie als kleines Kind, schaut man immer noch durch die Brille dieses Teils auf die Welt und andere Menschen.

Für wen eignet sich die IFS-Therapie?

IFS findet Anwendung bei einer breiten Palette von Problemen, z.B. bei Beziehungsstörungen, bei psychischen, psychosomatischen und Traumafolge-Störungen.

 

Nach meiner Erfahrung eignet sich der IFS-Ansatz immer dann, wenn störende Gefühle, Kognitionen oder Verhaltensweisen vorliegen. Auch wenn es sich nicht um klinisch relevante Störungsbilder handelt, ist der Leidensdruck zum Teil enorm.

Beispiele: 

  • die Unfähigkeit "nein" zu sagen

  • nicht vertrauen können

  • sich von anderen Menschen getrennt fühlen

  • quälendes "Nachgrübeln" nach einem beruflichen oder privaten Treffen (es hat jemand komisch geschaut, wahrscheinlich habe ich was Blödes gesagt, bestimmt ist jemand sauer, ...)

  • sich über Erfolge nicht freuen können, den eigenen Anteil herunterspielen

  • eine gewisse Suchtneigung, das Verlangen sich zu betäuben

  • Wutanfälle aus dem Nichts heraus

  • Angst vor sozialen Situationen

  • Schwierigkeiten sich zu behaupten

  • nicht zur Ruhe kommen, immer etwas tun müssen

  • ...

​Wie heilt man die inneren Kinder?

Es gibt verschiedene Wege, mit den inneren Kindern in Kontakt zu treten. Ich habe oft erlebt, das der wohlwollende und achtsame Blick nach innen ein besonders guter und heilsamer Weg ist: die Ein-Sicht. Ich nenne das Vorgehen "die Reise nach innen". Meist erfolgt der Einstieg über die Konzentration auf das Körpergefühl, das mit dem Problem verbunden ist. Meist tauchen sehr schnell innere Bilder oder Eindrücke auf. Anworten kommen nicht aus dem Verstand, sie sind einfach da. Man vertraut darauf, dass das, was sich zeigt auch von Bedeutung ist. Es ist wie beim Brainspotting: Man folgt dem inneren Geschehen und begleitet es. Was auftaucht und in welcher Form, kann man vorab nicht wissen. Meist geligt es im Verlauf einer "Ein-Sicht" einen Anteil zu beruhigen, zu entlasten und an einen sicheren Ort zu bringen.

 

Daneben kann man direkt mit den Teilen sprechen und dafür die Instrumente der systemischen Arbeit nutzen, zum Beispiel Aufstellungen mit kleinen Figuren oder Bodenankern. Oftmals ist es schon eine erste Entlastung, sich bewusst zu machen: Nicht ICH bin so, sondern nur ein TEIL von mir.

 

Eine gute Möglichkeit ist auch die Technik des "Leeren Stuhls". Man setzt sich dafür auf einen anderen Sessel und schlüpft damit in die Rolle nur eines einzelnen Teils. Ist das gelungen, kann man dem Teil Fragen stellen oder neue Vereinbarungen aushandeln.

Literaturtipps

  • Schwartz, Richard C. (2008). IFSSM Das System der Inneren Familie. Ein Weg zu mehr Selbstführung. IFS-Europe e.V. (Hrsg.)

  • Schwartz, Richard C. (2016). Systemische Therapie mit der inneren Familie (7. Auflage), Klett-Cotta

"Just imagine becoming the way you used to be as a very young child, befor you understood the meaning of any word, before opinions took over your mind. The real you is loving, joyful, and free. The real you is just like a flower, just like the wind, just like the ocean, just like the sun."

Miguel Angel Ruiz

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